Gestohlene Geschichten

Ein diebisches Seh- und Hörvergnügen

Von und mit Christina Volk (Musik, Gesang, Geräusche) und Vrene Ryser (Figuren, Figurenspiel, Bühnenbild).
Regie: Christina Stöcklin
Produktionsleitung: Susanne Attinger

Tournee von Februar 2002 bis September 2003

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Zum Inhalt

Mit ihrer heiter-melancholischen Bild-/Toncollage treten Vrene Ryser (Figurenspielerin) und Christina Volk (Multiinstrumentalistin) zum ersten Mal gemeinsam ins Rampenlicht und laden zum erlaubten, voyeuristischen Genuss ein.  

Treten Sie vom Fenster zurück, wenn sich vis-à -vis ein Paar streitet? Erkennen Sie Bekannte im Treppenhaus an ihrem Schritt? Drehen Sie sich nach einer Berühmtheit um? Sehen Sie! 

Bei "Gestohlene Geschichten" steht die Lust am Belauschen und heimlichen Beobachten im Mittelpunkt.
 Ihrer Passion für grossstädtische Hinterhöfe und verwinkelte Altstadthäuser folgend erfinden die beiden Künstlerinnen Geschichten, die sie szenisch-musikalisch interpretieren und variieren. Alltägliche, witzige und geheimnisvolle Situationen werden heraufbeschworen und verschmelzen mit Geräuschen und Melodien zu einer spannenden Mischung aus Fiktion und Realität. Bereichern Sie sich an den Diebstählen des verschworenen Paares Volk/Ryser und lassen Sie Ihrer blühenden Fantasie freien Lauf. Es darf nach Herzenslust gespannert werden!!!

Presse

"Ein irres Gespann für uns Spanner”, Basler Zeitung vom 01.03.2002
 Die eigenen vier Wände sind uns heilig - aber die fremden? Da bewegen sich die Gardinen, huschende Gestalten versuchen sich vergeblich zu verbergen. Intimsphäre? Ach wo! Am Fenster zum Hinterhof glotzen sie frech herüber, stecken kichernd und keifend die Köpfe zusammen. Wir sind auf Horch- und Spähposten. Doch was wir alle sind, aber nur verstohlen sein dürfen, können wir seit vergangenen Mittwoch unverhohlen ausleben - wir Voyeuristen. Als neues Frauen-Duo fordern uns die Figurenbauerin Vrene Ryser und die Musikerin Christina Volk mit ihrer Bild/Ton-Collage im «Teufelhof» dazu heraus. Und gleich vorneweg: Das Premierenpublikum hat die heiter-hintergründige Message unter der Regie von Christina Stöcklin mit grossem Applaus verstanden. 
Zu sehen und hören bekommen wir Voyeuristen und Lauscher eine Fensterfront im Puppenhausformat. Das Leben erwacht im anschwellenden Stimmengewirr und Lichtwechsel hinter den Jalousien. Doch wie können wir genau mitbekommen, was da hinter der Fassade alles abläuft? Ryser und Volk verteilen im Publikum Feldstecher als «Rettungsgeräte»; und wie sie die Handhabung dieser "Spanner-Rohre" in einer gestelzt mechanischen Gebrauchsanleitungs-Persiflage instruieren, würde jeder Air-Hostess bei der Vorführung der Rettungsweste Ehre machen.
 Also rein ins versteckte Vergnügen. Mit buchstäblich diebischer Freude stehlen sich die beiden in die Sensationen, die der nachbarliche Alltag so schreibt. Da zappt sich einer endlos durch die TV-Programme. Dort scheppern die Teller, maulen die Kinder am Esstisch herum. Oben geht der Laden hoch, lehnen sich quasselnde Puppen aus dem Fenster. Nebenan das Handy-Geplapper, das kennen wir doch, im Zimmer, wo sich Schattenbilder bewegen. Das akustisch-optische Zusammenspiel ist formidabel. Die Hausgeräusche in präzisen Versatzstücken führen uns vom Plätschern im Bad bis zum Treppengetöse auf Entdeckungsreise. Als die Dusche zu hören ist, laufen in uns schon ein paar schlüpfrige Bilder ab, noch bevor wir das nackte Püppchen mit seinen Rundungen hinter dem Vorhang ausmachen. Und plötzlich sind wir mittendrin. Das Püppchen, eben noch unter der Dusche, springt uns Ryser-lebensgross entgegen, und während Volk am Akkordeon «Ich bin von Kopf bis Fuss auf Beine eingestellt» intoniert, schleudert es lasziv seine nackten Pappbeine, aber nicht ungestraft: ächzender Abgang mit quietschenden Gelenken. So geht das zu und her in der Nachbarschaft, von der Mamma mit den vielen hungrigen Mäulern bis zum Polteri unter dem Dach. Und haben wir da nicht ein verdächtiges Stöhnen gehört? Als dann der allgemeine Pegel rundum zu hoch geht, holt uns Volk mit einem «Was soll dieser Saulärm!» wieder auf den Boden der Unwirklichkeit. 
Wenn Ryser ihre Puppen tanzen lässt, die raffiniert einfachen Figuren führt, die marionettenartigen Schattenbilder bewegt, wenn die Multiinstrumentalistin Volk mit ihren Songs begleitet, die Geräuschkulisse steuert, mit dem Contrabass tanzt oder zum Hauskrach die Basstuba krachen lässt, dann ist das die helle Spielfreude. Aber einmal ist auch Feierabend, Lichterlöschen. Dann taucht im Dunkel der übergrosse Ryser'sche Hausgeist auf, umschliesst das Puppenhaus mit seinen Knochenhänden zum schaurig-schönen Singsang von Christina Volk. 
Also hingehen, Augen schärfen, Ohren spitzen. Vom Fernbleiben wird dringend abgeraten.

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